Feldenkrais: Wie achtsame Bewegung dein Leben verändert

| Achtsamkeit

Feldenkrais: Wie achtsame Bewegung dein Leben verändert

„Du kannst nur das verändern, was du wahrnimmst.“


Dieser Satz begleitet mich seit meiner ersten Begegnung mit der Feldenkrais-Methode vor mehr als 7 Jahren und beschreibt sehr treffend, worum es bei Feldenkrais geht: Bewusstheit durch Bewegung.

Klingt erstmal abstrakt – ist aber unglaublich konkret, wenn man es am eigenen Körper erlebt. Als Feldenkrais-Lehrerin darf ich immer wieder beobachten, wie Menschen durch kleine, bewusste und oft ungewöhnliche Bewegungen ganz neue Möglichkeiten entdecken – körperlich, emotional, und mental. In diesem Beitrag möchte ich euch diese somatische Lern-Methode vorstellen, so wie ich sie in meiner täglichen Praxis erlebe: neugierig, experimentell, und erstaunlich wirksam und vielseitig!

Was ist die Feldenkrais Methode?

Die Feldenkrais-Methode wurde vom Physiker und Judoka Dr. Moshé Feldenkrais (1904–1984) entwickelt. Ihm ging es darum, Menschen Wege zu zeigen, wie sie durch achtsames Bewegen ihre Gewohnheiten verändern und dabei zu mehr Selbstbestimmung finden können. Im Zentrum steht kein „richtiges“ Turnen, keine Dehnung oder Kräftigung, sondern die Frage, wie wir etwas tun:
Wie stehe ich? Wie gehe ich?
Wie atme ich dabei?

Feldenkrais ist kein Training im klassischen Sinn, sondern ein Lernprozess. Es geht darum, zu spüren, wie deine individuelle Bewegung funktioniert und zu entdecken, was sich leichter, effizienter oder angenehmer für dich anfühlt. 
Das Ziel? Nicht Perfektion, sondern Variabilität und Wahlfreiheit.
Je mehr Möglichkeiten du hast, dich zu bewegen oder auf Situationen zu reagieren, desto freier und lebendiger fühlst du dich. Und umso flexibler kannst du dir aussuchen, wie du in bestimmten Momenten auf deine Umwelt reagierst. 

Wie funktioniert die Feldenkrais Methode?


Es gibt zwei Formen der Feldenkrais-Arbeit:

  1. Awareness Through Movement (ATM) – Gruppenstunden mit verbal angeleiteten Bewegungssequenzen. Die Teilnehmenden liegen, sitzen oder stehen und erforschen funktionale Bewegungsabläufe mit viel Aufmerksamkeit und ohne Anstrengung. Dabei werden ungewöhnliche Variationen eingebaut, die dazu einladen, die eigenen Muster zu erkennen und neue Wege auszuprobieren.
  1. Functional Integration (FI) – Einzelstunden, in denen die Lehrperson die Bewegung sanft mit Berührung unterstützt und begleitet. Auch hier geht es um klare Wahrnehmung und die Entstehung neuer Variationen. Der Fokus liegt auf dem individuellen Thema der/des Klient:in. 
Typisch für beide Formate: Die Bewegungen sind meist klein, langsam und achtsam. Das Gegenteil von „höher, schneller, weiter“ und an die eigenen Grenzen gehen. Stattdessen: Entdecken, Spielen, Erforschen und ein Wachsen genährt von Selbstsicherheit. Wir geben dem Nervensystem Zeit, neue Informationen zu verarbeiten – und manchmal genügt eine winzige Veränderung, um plötzlich aufrechter zu stehen, tiefer in die Dehnung zu gehen oder schmerzfreier zu gehen.

Vorteile der Feldenkrais Methode: Mehr Leichtigkeit & Präsenz

Viele Menschen kommen mit körperlichen Beschwerden zu mir – Verspannungen, Rückenschmerzen, Bewegungseinschränkungen. Und ja, oft bessert sich die Symptomatik. Aber Feldenkrais wirkt tiefer als reine Schmerzreduktion. 
Neben Personen mit Diagnosen wie ME/CFS, Multiple Sklerose oder ADHS arbeite ich auch mit Sportler:innen, Musiker:innen oder Schauspieler:innen um deren Performance auf die nächste Stufe zu heben. 
Nach einer Stunde reflektieren wir die Erfahrungen und das Lernen gemeinsam. Das Spüren in Worte zu fassen, unterstützt bei der Integration und Kontextualisierung - der Übertragung des Gelernten in andere Lebensbereiche. 
Einige der häufigsten Rückmeldungen, die ich von meinen Schüler:innen nach einer Lektion höre, sind:

 

  • „Ich fühle mich leichter, aufrechter und spüre mich klarer.“
  • „Ich bin viel bewusster in meinem Alltag. Ich erkenne meine Muster besser, nicht nur in Bewegung sondern auch auf emotionaler und sozialer Ebene.“
  • „Ich gehe weniger beurteilend mit mir selbst um - das hilft mir auch nach außen hin empathischer zu sein. 
Denn über die bewusste Bewegung verändert sich auch die Selbstwahrnehmung. Du entdeckst, wo du dich zurückhältst, unnötige Spannungen hast oder dich selbst „klein machst“. Feldenkrais gibt dir Werkzeuge in die Hand, um dein Verhalten – auf körperlicher wie emotionaler Ebene – selbst zu regulieren. 
Kurz gesagt:
 Feldenkrais hilft dabei, sich beweglicher, präsenter und handlungsfähiger zu fühlen – egal, ob auf der Yogamatte, beim Musizieren, im Job oder einfach im Alltag.

So wirkt eine Feldenkrais-Stunde

Stell dir vor, du liegst auf einer Matte. Du wirst eingeladen, deinen Kopf ganz sanft zur Seite zu drehen und dabei zu spüren, wie dein Brustkorb, dein Becken oder sogar deine Füße darauf reagieren. Vielleicht entdeckst du, dass du unbewusst die Schultern festhältst oder dass eine Seite sich freier anfühlt als die andere.
In der nächsten Variation probierst du, dieselbe Bewegung mit geschlossenen Augen zu machen. Oder du bewegst nur die Augen und beobachtest, wie das deinen Nacken beeinflusst.
Klingt unspektakulär? Vielleicht. Aber der Effekt ist oft verblüffend. Nach 45 Minuten stehen viele auf und sagen:
„Ich bin irgendwie größer geworden.“ oder 
„Ich stehe ganz anders auf meinen Füßen.“
 und „Ich atme tiefer.“
Diese Art von Rückmeldung bekomme ich regelmäßig – auch von Menschen, die sonst eher kritisch oder verkopft sind. Und genau das liebe ich an Feldenkrais: Es wirkt nicht über Überzeugung, sondern über Erfahrung. 

Feldenkrais im Alltag

Was Feldenkrais von vielen anderen Methoden unterscheidet: Es ist übertragbar. Die feinen Aha-Momente auf der Matte finden plötzlich auch in anderen Lebensbereichen statt. Ich spüre früher, wenn ich mich verspanne. Ich gehe bewusster durchs Leben. Ich merke, wenn ich in alten Mustern feststecke und habe Ideen, wie ich anders handeln kann.
Ein Beispiel:
 Eine Teilnehmerin hatte jahrelang mit Schulterverspannungen zu kämpfen. Nach einigen Feldenkrais-Stunden bemerkte sie, dass sie im Büro oft unbewusst die Schultern hochzieht, wenn es stressig wird. Statt sich dafür zu verurteilen, lernte sie, diesen Moment wahrzunehmen und sich freundlich selbst zu regulieren.
Das Ergebnis: Weniger Schmerzen, mehr Selbstwirksamkeit.

Mein Fazit als Feldenkrais-Lehrerin

Feldenkrais ist für mich eine Einladung, mir selbst mit Neugier zu begegnen – nicht als „Baustelle“, sondern als lebendiges System voller Möglichkeiten. 
In einer Welt, die oft nach Optimierung ruft, bietet diese Methode eine wohltuende Alternative: Es geht nicht darum, besser zu werden – sondern freier.
Ob du viel sitzt, dich sportlich betätigst, Schmerzen hast oder einfach neugierig auf Körperwahrnehmung bist – Feldenkrais kann dir helfen, dich selbst besser zu verstehen und neue Wege zu finden. Vielleicht ist das größte Geschenk dieser Arbeit:

Weniger tun, mehr spüren und dabei entdecken, dass du mehr Möglichkeiten hast, als du denkst.

Neugierig geworden?

Wenn du Lust hast, Feldenkrais selbst auszuprobieren, brauchst du keine Vorkenntnisse. Einfach bequeme Kleidung, eine Matte und ein bisschen Offenheit für das Ungewohnte. Dein Körper wird es dir danken.

Zu mir: 
Ich bin Caroline Ritter, zertifizierte Feldenkrais-Lehrerin. In meiner Praxis in Wien und Traismauer arbeite ich mit Menschen aller Altersstufen und mit den verschiedensten Wünschen. Von der Schmerz-Patient:in bis zur Hochleistungssportler:in ist alles dabei. 
Mein akademischer Hintergrund ist die Kognitionswissenschaft, die sehr stark in meine Praxis einfließt. Ich habe eine große Leidenschaft für das Lernen und vermittle diese Neugier gerne an meine Klient:innen. 
Neben meiner Tätigkeit als Feldenkrais-Lehrerin arbeite ich mit Tieren und im tiergestützten Setting mit Kindern und Erwachsenen. Auch hier wende ich die Prinzipien der Methode an: Achtsamkeit, Neugier und Selbstbestimmung für alle Teilnehmenden.

Kontakt: 
hi@feldenkrais.wien
www.feldenkrais.wien
Instagram: @florafauna_feldenkrais

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